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wer die sprache nicht ehrt, ist des mundwerks nicht wert

sprachen haben eine jahrhunderte, wenn nicht jahrtausende lange entwicklung hinter sich. sie verbinden menschen und durch sie ist kommunikation erst möglicht. sie sind kulturgüter und haben respekt verdient. leider gibt es menschen, die der sprache nicht den nötigen respekt zollen: dies sind sogenannte sprachliche wildsauen (lingua sus scrofa). dafür kann ich gerne ein beispiel anführen. in einer runde englischsprachiger personen wurde das thema sitte in der schweiz diskutiert, dies ist ja nicht gerade ein unumstrittenes thema und bedarf einer differenzierten betrachtung. gut so. in eben einer solchen diskussion war ich verstrickt und dann kam der auftritt der sprachlichen wildsau, ohne sich dem thema zu nähern, öffnete er sein sprachorgan und rüsselte: »NO NO!« mit dieser aussage spuckte er jedem sprachwissenschaftler ins gesicht und trat jedem sprachpfleger in die nüsse. zum guten glück gehöre ich dieser beiden gattungen nicht an, aber die sprache liegt mir offengesagt schon ein wenig am herzen. ich sprach diesen sprachvergewaltigenden paarhufer auch auf sein verhalten an, aber er war sich der tragweite seiner äusserung gar nicht bewusst und das finde ich wirklich schlimm. vielleicht ist das verständnis für sprachen nicht jedem in die wiege gelegt, aber ein gewissen respekt vor einem solchen kulturgut sollte doch jeder haben, man muss sprache nicht mit samthandschuhen anfassen aber man sollte sie auch nicht von sich geben wie fäkalien (für das gibt es andere öffnungen und organe).

mein anliegen deshalb: ich fordere die maulkorb-tragpflicht für sprachliche wildsauen und zwar flächendeckend und für immer. wäre das nicht ein schönes leben: keine schändung der sprache mehr, keine entwürdigende verwendung von fremdwörtern, keine verdrängung des genitivs und massloser gebrauchs des akkusativs und weitere sprachlichen misstritte mehr. dafür nötig wäre natürlich ein eigenes bundesamt. das bundesamt für sprachsicherung (BASS) welches mit einer sprachpolizei gegen die sprachverbrecher vorgehen würde. so stelle ich mir vor, dass diese polizei durch clubs und fester patrouilliert und sprachliche fehtltritte mit maulkörben büsst. jetzt stellen sie sich mal vor, meine damen und herren: da steht ein lässiger herr, schickt gekleitet mit einem rosa hemd, am tresen, nippt an seinem kalorienarmen eistee und flirtet sein weibliches gegenüber mit billigen sprüchen an. schon ist die sprachpolizei auf der matte und verordnet dem rothemdträger einen maulkorb und flubs die dame dreht sich um und wendet sich der nächsten wildsau zu. bei grenzfällen könnte man natürlich auch einen obligatorischen sprachkurs am samstag abend verordnen oder zwangsferien auf duden-island.

ich hoffe, dass sich potenzielle sprachliche wildsauen gewarnt fühlen und der sprache die nötige ehrfurcht entgegenbringen, die sie verdient hat.

sebi (kelseb)

 

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